Das neue Jahr startet wieder mit einem besonderen Literaturpreis. Schon zum 6. Mal wird 2023 der WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis vergeben. Damit ausgezeichnet werden kurze zeit- und gesellschaftskritische Texte.
Bei den „großen“, medienwirksam aufgezogenen Literaturpreisen steht in der Regel das „große“ Format – der Roman – im Mittelpunkt. Je nach Satzung kann dann auch von Zeit zu Zeit mal ein Erzählband einer Autorin oder eines Autors zu den Nominierten oder Preisträger*innen gehören. Das war es dann aber auch schon mit „in der Kürze liegt die Würze“.
Der WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis holt Jahr für Jahr Kurztexte vor den Vorhang, die sich mit zeitkritischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Es können literarische Essays und Reden, Kurzprosa oder Erzählungen eingereicht werden. Eine interdisziplinär besetzte Jury hat aus den Einreichungen 5 Beiträge für die Shortlist ausgewählt.
Dazu zählt der Text „Fanta Finito“ von Lisa Krusche, die manche als fantastische Kinder- und Jugendbuchautorin kennen werden („Das Universum ist verdammt groß und super mystisch“, erschienen bei Beltz & Gelberg). In „Fanta Finito“ begleiten wir die Autorin, wie sie eines Nachts Hilfe für ihren alkoholabhängigen Vater suchen muss. Es ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle, die Enttarnung eines Gesundheitssystems, das abweist, statt zu helfen und ein Plädoyer dafür für sich und andere auch als Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.
Sasha Marianna Salzmann ist mit dem Text „Der Große Hunger und das lange Schweigen“ nominiert. Darin nähert sich Salzmann in komprimierter und sehr persönlicher Form über Schlaglichter der Geschichte und Gegenwart der Ukraine an. In Gesprächen mit der Elterngeneration bricht Salzmann das familiäre Schweigen, nimmt Sprachbilder unter die Lupe und sich damit auch selbst in die Verantwortung, verstecktes und verschüttetes Wissen auszugraben. Salzmanns Debütroman „Außer sich“ hat es 2017 übrigens auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft.
Auch Judith Schalansky, die unter anderem als Herausgeberin der beliebten „Naturkunden-Reihe“ im Verlag Matthes & Seitz fungiert, ist mit ihrem Text „Schwankende Kanarien“ für den WORTMELDUNGEN Literaturpreis 2023 nominiert. Es ist ein poetischer Text über ökologische Umbrüche gestern und heute. Über Kipppunkte, die sich häufig erst in der Rückschau als solche erkennen lassen. Und über die Fähigkeit von Autor*innen, diese verwobenen Sachverhalte als Kunst erfahrbar zu machen.
Die Texte aller 5 Nominierten und Informationen zum weiteren Ablauf sind auf der Website des WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreises zu finden. Die Bekanntgabe des Gewinnertextes findet Anfang März 2023 statt. Wir sind schon neugierig, wer das Rennen macht!
Und seit 14. März ist es offiziell: Judith Schalansky erhält für ihren Text „Schwankende Kanarien“ den 6. WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis. Wir gratulieren sehr herzlich und empfehlen Euch wärmstens die von Judith Schalansky herausgegebene Buchreihe „Naturkunden“ im Matthes & Seitz Verlag. In jedem der hochwertig gestalteten Bücher wird ein Teil Natur porträtiert: Ein Tier, eine Pflanze, eine Landschaft, ein Naturphänomen. Die Autor*innen nähern sich den Themen dabei nicht nur streng wissenschaftlich an, sondern eröffnen uns auch einen ganz persönlichen, leidenschaftlichen Zugang dazu.