Die Meister*innen der Kurzfassung in Langfassung
foto buchauswahl der nominierten für den wortmeldungen literaturpreis 2024 bei planet buch

Die Meister*innen der Kurzfassung in Langfassung

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Knapp nach Jahresbeginn wird die Shortlist für den WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis bekanntgegeben. Der Preis zeichnet literarische Kurztexte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen aus. Häufig sind die nominierten Autorinnen und Autoren aber auch schon mit Romanen am Buchmarkt in Erscheinung getreten. So auch in diesem Jahr. Hier eine Vorstellungsrunde.

Mitte Jänner 2024 wurde die Shortlist für den WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis bekanntgegeben. Dieser jährlich vergebene Preis zeichnet literarische Kurztexte aus, die sich kritisch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Mit von der Partie sind Essays, Reden, kurze Prosa oder Erzählungen. Da die Autor*innen für die Teilnahme an der Ausschreibung für diesen Preis bereits ein Debüt bei einem Verlag vorweisen müssen, kennen wir von der einen oder anderen nominierten Person auch schon mal einen oder mehrere Romane oder Erzählungen.

Die nominierten Texte für den diesjährigen WORTMELDUNGEN Literaturpreis können auf der Website heruntergeladen und gelesen werden. In diesem Beitrag möchten wir jeweils ein Buch jeder/jedes Nominierten vorstellen.

Nilufar Karkhiran Khozani nimmt uns in ihrem Debütroman „Terafik“ mit in die chaotische Metropole Teheran. Die Protagonistin Nilafur fährt zum ersten Mal in den Iran, um dort die Familie ihres Vaters kennenzulernen. Dieser ist nach der Scheidung von ihrer Mutter wieder in seine Heimat zurückgekehrt und hat Nilufar als junges Mädchen in Deutschland zurückgelassen. In Teheran bekommt sie nun eine Ahnung davon, wie sich ihr Leben hier hätte entwickeln können. In diesem Land und dieser Gesellschaft voller Gegensätze spiegelt sich auch die Zerrissenheit von Nilufars eigener Identität wider. Ein großartiges Porträt einer jungen Frau, die ihren eigenen Weg finden will und einer Stadt, die niemals zur Ruhe kommt.

Elena Messner geht in ihrem Roman „Schmerzambulanz“ der Frage nach der Verantwortung in der Medizin nach und beleuchtet das komplexe System Krankenhaus zwischen Rentabilität und dem Wohl der Patientinnen und Patienten. Als nämlich eine Patientin im Bad ihres Krankenzimmers zusammenbricht und danach auf der Intensivstation um ihr Leben kämpft, brechen auf der Station die unter der Oberfläche brodelnden Konflikte zwischen dem Spitalspersonal auf. Schuldzuweisungen werden ausgesprochen, Selbstzweifel und Überforderung treten zutage. Schließlich beruft die stationsführende Ärztin Judit Kasparek ein Ethikkonsil ein, um den Fall aufzuklären und der Patientin eine weitere Behandlung zu ermöglichen.

Im Buch „Liebe um Liebe“ schildert Dragica Rajčić Holzner eine unmögliche Ehe aus der Innensicht. Die Ich-Erzählerin hat schon von Beginn an Zweifel, ob die Ehe mit ihrem Mann die richtige Entscheidung war. Einerseits ist Igor für sie der Retter aus einer schwierigen Familiensituation, andererseits bringt sein aufbrausendes Wesen neue Probleme mit sich. Schon bald wird in der Beziehung mit Gewalt auf Liebe geantwortet und mit Liebe auf Gewalt. Erst Jahre später wird die Flucht der Frau vor dem gewalttätigen Mann gelingen. Leider können wir dieses Buch zur Zeit nicht besorgen. Bei Interesse bitte direkt beim Verlag Matthes & Seitz anfragen.

Konrad H. Roenne hat einen Debütroman mit viel schwarzem Humor geschrieben. In „Hoch Mittag“ gerät ein Seniorenausflug zu einem idyllischen Reiterhof durch das Auftauchen des ehemaligen Heimleiters der „Residenz Zentral“ total außer Kontrolle. Und plötzlich sind wir schon Teil einer bizarren Verfolgungsjagd in Richtung Polen. Von wegen, die Alten und Gebrechlichen will keiner haben!

Frank Witzel schließlich hat schon einige bekannte Bücher veröffentlicht. Sein Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ wurde 2015 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. In seinem neuen Buch „Die fernen Orte des Versagens“ führt er uns in labyrinthischen Erzählungen in eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Ausgehend von Alltagssituationen deckt er Schicht für die Schicht die wahren Beweggründe menschlichen Handelns auf und legt die Rückseite der Lebenskulissen frei. Dabei zieht ein bunter Strauß an Lebensentwürfen, Stereotypen und Pathologien die Leserinnen und Leser in seinen Bann.

Wer den WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis 2024 erhält, wird Mitte März 2024 bekanntgegeben. Bis dahin viel Spaß mit den vorgestellten Büchern der Nominierten!

Mittlerweile steht der Gewinner des WORTMELDUNGEN Literaturpreises 2024 fest: Es ist Frank Witzel mit seinem Text „Die Möglichkeit einer Micky Maus“ über Abschiede und was sie mit uns Menschen anstellen.