Mörderisches Wien erlesen
foto leo perutz preis fuer kriminalliteratur die nominierten buecher 2023 bei planet buch

Mörderisches Wien erlesen

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Fans von Spannungsliteratur aufgepasst! Am 10. Oktober wird wieder der Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur vergeben. Genug Zeit also, noch den einen oder anderen der fünf dafür nominierten Krimis zu lesen und sich darin in die dunklen Ecken Wiens aufzumachen. Und die sind ganz weit weg von Walzerseligkeit und Sachertortentraum.

Wien wird häufig ein morbider Charme nachgesagt und den Wiener*innen ein feucht-fröhlich-freundschaftliches Verhältnis zum Tod. Sehr passend also, dass der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Stadt Wien Kultur gemeinsam mit der Bestattung Himmelblau alljährlich den besten Krimi mit Wien-Bezug auszeichnen. Benannt ist der Preis nach dem Schriftsteller Leo Perutz, der in seinen Büchern schon Anfang des 20. Jahrhunderts häufig Spannungselemente mit phantastischen Themen mischte. Dabei blieb der literarische Anspruch immer von zentraler Bedeutung. Es ist also Verlass darauf, dass die Wien-Krimis auch in dieser Hinsicht einiges zu bieten haben.

Welche Bücher sind im heurigen Jahr für den Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur nominiert? Da haben wir zwei historische Krimis, deren Geschichten gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielen. Der Autor Peter Lorath lässt den ehemaligen Polizeiagenten Leopold Kern im Buch „Fluch der Venus – Wiener Abgründe“ im Jahr 1880 ermitteln. Nach dem Mord an einer Nobelprostituierten muss Kern als geheimer Sonderermittler auf seine Halbweltkontakte zurückgreifen, um den Fall zu lösen. Dabei gerät er in ein Netz von Intrigen, in dem er kaum mehr Freund und Feind auseinanderhalten kann.

Beate Maly kutschiert uns direkt nach 1871. In „Aurelia und die letzte Fahrt“ lernen wir das Ermittlerduo Aurelia von Kolowitz und Janek Pokorny kennen. Die junge Adelige Aurelia arbeitet heimlich als Karikaturistin beim „Figaro“ und entdeckt eines Abends die Leiche eines k.u.k. Offiziers in einer Kutsche. Von der Prostituierten, die bei ihm war, fehlt jede Spur. Aurelia beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Das bringt den Polizeiagenten Janek Pokorny ziemlich in Bedrängnis. Aber nicht nur mit der frechen Adeligen hat er seine liebe Not. Auch die Wiener Halbwelt und die unkooperative kaiserlich-königliche Armee bringen Pokorny ins Schwitzen.

In der Gegenwart geht es ebenfalls blutig zu. In Markus Deisenbergers Buch „Winter in Wien“ werden Menschenleben ohne Skrupel dem Geschäft geopfert. Ein bekannter kenianischer Läufer stürzt von einem Wiener Hochhaus. Alles deutet auf Selbstmord hin. Doch da taucht plötzlich ein Zeuge auf, der einen zweiten Mann auf dem Dach gesehen haben will. Kann Major Winter die Übermacht des Geldes brechen?

In Günther Mayrs Krimi „Herr Kuranaga – Ein Samurai zwischen Sushi und Schweinsbraten“ prallen zwei Kulturen aufeinander, wie der Titel schon erahnen lässt. Der Philosophieprofessor Tateo Kuranaga vereint in sich die Tugenden eines Samurai und die gemütliche österreichische Lebensart. Als nach Corona-Impfungen mysteriöse Erkrankungen auftreten, ist der detektivische Instinkt des Professors geweckt. Bei der Lösung des Falles treten allerhand menschliche Originale aus beiden Kulturkreisen auf. Die Mischung aus Kreativität und Sprachwitz hat es in sich, Oida!

Das fünfte Buch im Kreis der Nominierten ist „Der Hai im System“ von Kurt Palm. Darin werden geschickt die Leben von drei Personen verwoben, bis sich ihre Wege schließlich schicksalhaft kreuzen: Eine Lehrerin, die endlich den Sorgerechtsstreit um ihre Tochter gewonnen hat. Ein Polizist, der von seiner Ex-Geliebten erpresst wird. Und ein Mann, der mit einem geladenen Sturmgewehr neben sich, auf Rache sinnt. Ein verstörendes Buch, das bis zur letzten Seite spannend ist.

Wer den Leo-Perutz-Preis 2023 gewinnt, entscheidet sich in der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus am 10. Oktober 2023. Wir sind schon neugierig!