Gastland Spanien lässt auf der Frankfurter Buchmesse die Funken sprühen
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Gastland Spanien lässt auf der Frankfurter Buchmesse die Funken sprühen

Von 19. bis 23. Oktober findet wieder die Frankfurter Buchmesse statt. Zum wohl wichtigsten jährlichen Treffen der Buchbranche im deutschsprachigen Raum wird traditionell auch ein Gastland eingeladen, das sich und seine Literaturszene in zahlreichen Veranstaltungen präsentiert. Im heurigen Jahr 2022 wird Spanien vor den Vorhang geholt.

Das Motto des diesjährigen Ehrengastes der Frankfurter BuchmesseSpanien – lautet „Sprühende Kreativität“. Und das ist nicht zuviel versprochen, denn die Gäste ruhen sich nicht auf den Lorbeeren von Miguel de Cervantes oder Federico Garcia Lorca aus. Sie zeigen vielmehr aktuelle Entwicklungen und Strömungen im literarischen und kulturellen Leben des Landes. Damit sind auch zahlreiche junge und ungewöhnliche Autorinnen und Autoren vertreten.

Eine wirklich spannende Sache ist außerdem die Vielzahl der in Spanien beheimateten regionalen Sprachen. Dazu zählen unter anderem Katalanisch, Galicisch und Baskisch. Sie haben zum Teil vollkommen unterschiedliche Literaturen hervorgebracht, verschiedene Stile, aber auch andere gesellschaftliche und politische Themen, die in Büchern behandelt werden. Ein tatsächlich sehr buntes Programm also, dass vom Gastland Spanien 2022 präsentiert wird.

Auch wir haben aus diesem Anlass einen Spanien-Schwerpunkt mit einigen ausgewählten Titeln zusammengestellt:

Wussten Sie eigentlich, dass über die Hälfte Spaniens leer ist? Sergio Del Molino stellt diese Erkenntnis in den Mittelpunkt seines Buches „Leeres Spanien“. Die Bevölkerung Spaniens verteilt sich zu etwa 75% auf Madrid im Zentrum des Landes sowie auf die Küstenregionen. Dazwischen liegt viel Landschaft mit sterbenden Dörfern und einer Bevölkerungsdichte, die dünner als jene von Lappland ist. Del Molino schafft es fesselnd und unterhaltsam, den Ursachen für diese Verödung auf den Grund zu gehen und die Konflikte der Gegenwart zu beleuchten, die sich aus diesem extremen Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land ergeben.

Die Geschichte Spaniens nach 1945 bringt uns Elena Medel in ihrem Debütroman „Die Wunder“ näher. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauenschicksale, jenes von Maria, die Ende der sechziger Jahre wegen einer vermeintlichen Schande aus der Provinz nach Madrid fliehen muss. Und das ihrer Enkeltochter Alicia, die sich Jahrzehnte später zum gleichen Schritt gezwungen sieht. Es ist ein feministisches Buch, das schonungslos aufzeigt, wie wenig sich für Frauen trotz vieler tiefgreifender politischer Veränderungen tatsächlich gesellschaftlich verbessert hat. Häufig sind sie immer noch in prekären beruflichen Verhältnissen verstrickt, die trotz Selbstausbeutung zu wenig Geld für ein unabhängiges Leben abwerfen. Elena Medel bringt gut auf den Punkt, wie neben Geld, auch Begehren und Mutterliebe mehr oder weniger subtil als Waffen gegen Frauen eingesetzt werden. Nicht umsonst hat sich das Buch nach seinem Erscheinen rasch zur literarischen Sensation entwickelt.

Cristina Morales stellt ebenfalls Frauen in den Mittelpunkt ihres Romans „Leichte Sprache“. Hier sind es vier Frauen, die in einer betreuten Wohngemeinschaft in Barcelona leben, jede mit der Diagnose „Geistige Behinderung“. Wir dürfen sie dabei beobachten, wie sie – jede auf ihre Art – für ein selbstbestimmtes Leben und gegen die Bevormundung durch staatliche Institutionen und die Justiz kämpfen. Die Frauen schließen sich integrativen Tanzgruppen und der Hausbesetzerszene Barcelonas an. Sie enttarnen messerscharf die Ideologie der nach den Vorstellungen der „neoliberalen Macho-Faschos“ funktionierenden Gesellschaft. Und auch auf WhatsApp lässt sich eine poetische Lebensgeschichte verfassen. Ein überraschendes Buch mit einem vielstimmigen Frauenchor. Teilhabe für alle muss möglich sein!

In „Wir alle sind Widerlinge“ stellt uns Santiago Lorenzo einen Mann vor, der nicht gestört werden will. Wirklich nicht. Nachdem er in Notwehr einen Polizisten verletzt hat, schlüpft Manuel in einem verlassenen Dorf in der Nähe von Madrid unter. Die Einsamkeit und Kargheit dort kommen ihm gerade recht. Er ist genügsam und findet in dieser Einöde tatsächlich einen Zufluchtsort und sein kleines Glück. Alles ist in Ordnung, bis dann Menschen aus der Stadt ins Haus nebenan einziehen. Plötzlich wird gelärmt und gefeiert und Manuel beschließt, seine Freiheit zu verteidigen. Ein kurzweiliger Lesegenuss, der trotzdem lang im Kopf hängen bleibt.

Diese und weitere Bücher aus Spanien warten in unserem Webshop und in unserem Geschäft auf Euch. Kommt vorbei und seht selbst!